NIS2: Großkunde als IT-Prüfer

Ihr Großkunde schickt einen IT-Sicherheitsfragebogen und Sie verstehen nur Bahnhof? Keine Panik! Dieser Leitfaden ist Ihr Dolmetscher. Wir übersetzen Fachbegriffe wie „Netzwerksegmentierung“ oder „Patch-Management“ in klare Praxis-Tipps und zeigen, wie Sie mit einfachen Mitteln souverän antworten, um den Auftrag zu sichern.

Eine stilisierte Hand berührt einen Wi-Fi-Router, umgeben von Technik- und Cloud-Symbolen in Orange-, Weiß- und Grautönen.

Wenn der Großkunde zum IT-Prüfer wird: So bestehen Sie die Lieferanten-Prüfung

Plötzlich liegt sie im Posteingang: eine E-Mail von Ihrem wichtigsten Kunden. Im Anhang ein Dokument mit dem Titel „Lieferanten-Sicherheitsfragebogen“. Auf mehreren Seiten werden Fragen zu „Patch-Management“, „Netzwerksegmentierung“ und „Incident-Response-Plänen“ gestellt. Für viele Inhaberinnen und Inhaber von Kleinstunternehmen ist das ein Schockmoment. Man versteht nur die Hälfte und fürchtet vor allem eines: den Verlust eines wichtigen Auftrags.

Dieser Druck von Großkunden ist oft eine indirekte Folge von Vorschriften wie der NIS2-Richtlinie. Diese verpflichtet große Unternehmen, die Sicherheit ihrer gesamten Lieferkette nachzuweisen. Die gute Nachricht: Sie müssen kein IT-Sicherheits-Experte werden, um diese Prüfung zu bestehen. Es geht darum, die Fragen zu verstehen und mit pragmatischen Lösungen professionell zu antworten.

Dieser Beitrag ist Ihr „Dolmetscher“. Wir übersetzen das Fachchinesisch und zeigen, wie Sie die Anforderungen mit Bordmitteln erfüllen und die Kundenbeziehung sogar stärken.

Martin, der gastgebende Hotelier

Martin betreibt ein erfolgreiches, kleines Tagungshotel. Ein Konzern möchte eine wichtige Vorstandsklausur bei ihm buchen – ein lukrativer Auftrag. Doch dann kommt der Sicherheitsfragebogen der Konzern-IT. Martin ist ratlos. Er hat keine IT-Abteilung und fürchtet, den Auftrag zu verlieren, weil er die Fachfragen nicht beantworten kann.

Vom Fachchinesisch zur Praxis: Die 3 häufigsten Fragen entschlüsselt

Die Fragebögen wirken oft einschüchternd, doch meist geht es um wenige Kernprinzipien. Wir nehmen die drei häufigsten „Prüfungsfragen“ und übersetzen sie in die Praxis.

1. Die Frage nach der „Netzwerksegmentierung“

  • Was der Kunde meint: „Wie stellen Sie sicher, dass unsere Mitarbeiter in Ihrem WLAN nicht versehentlich auf Ihre internen Systeme (z.B. Buchhaltung, Verwaltung) zugreifen können?“
  • Die pragmatische Lösung: Fast jeder moderne Router bietet eine Funktion namens „Gast-WLAN“ oder „Gastnetzwerk“. Mit nur einem Klick aktivieren Sie ein zweites, komplett vom Hauptnetz getrenntes WLAN. Ihre Gäste können surfen, sind aber technisch von Ihren internen Geräten isoliert.
  • Martins professionelle Antwort: „Ja, wir stellen für unsere Tagungsgäste ein dediziertes Gast-WLAN zur Verfügung, das logisch von unserem internen Verwaltungsnetz getrennt ist.“

2. Die Frage nach dem „Patch-Management“

  • Was der Kunde meint: „Wie stellen Sie sicher, dass die Software auf Ihren Computern (Betriebssystem, Office, Browser) immer auf dem neuesten Stand ist, um bekannte Sicherheitslücken zu schließen?“
  • Die pragmatische Lösung: Aktivieren Sie die automatischen Updates auf allen Ihren Geräten. Sowohl Windows als auch macOS bieten diese Funktion standardmäßig an. Für die meisten Kleinstunternehmen ist dies ein völlig ausreichender und anerkannter Prozess.
  • Martins professionelle Antwort: „Wir verfolgen einen Prozess, bei dem auf allen unseren relevanten Systemen die Funktion für automatische Sicherheitsupdates des Herstellers aktiviert ist, um eine zeitnahe Schließung von Sicherheitslücken zu gewährleisten.“

3. Die Frage nach der „Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA)“

  • Was der Kunde meint: „Wie schützen Sie wichtige Online-Konten (besonders E-Mail) vor unbefugtem Zugriff, selbst wenn das Passwort gestohlen wird?“
  • Die pragmatische Lösung: Aktivieren Sie MFA für Ihre wichtigsten Konten wie Microsoft 365 oder Google Workspace. Das bedeutet, dass zum Anmelden neben dem Passwort ein zweiter Faktor (z.B. ein Code aus einer App auf Ihrem Smartphone) nötig ist. Dies ist der mit Abstand wirksamste Schutz für Online-Konten.
  • Martins professionelle Antwort: „Für alle unsere administrativen und E-Mail-Konten ist die Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) verpflichtend aktiviert.“

Vom Reagieren zum Agieren: Machen Sie Sicherheit zu Ihrem Vorteil

Sie sehen: Die Lösungen sind oft einfacher als die Fragen klingen. Es geht darum, die Prinzipien dahinter zu verstehen und mit den vorhandenen Mitteln umzusetzen. Indem Sie diese grundlegenden Maßnahmen ergreifen, tun Sie mehr als nur einen Fragebogen auszufüllen.

  • Sie professionalisieren Ihr Unternehmen: Sie zeigen, dass Sie die modernen Anforderungen an digitale Zusammenarbeit verstehen.
  • Sie schaffen einen Wettbewerbsvorteil: Während andere kleine Anbieter an diesen Fragen scheitern, positionieren Sie sich als verlässlicher und sicherer Partner.
  • Sie schützen Ihr eigenes Geschäft: Ganz nebenbei erhöhen Sie Ihre eigene IT-Sicherheit und schützen sich vor realen Bedrohungen.

Betrachten Sie den Fragebogen nicht als Schikane, sondern als eine kostenlose Unternehmensberatung. Er zeigt Ihnen genau, wo Sie mit wenig Aufwand Ihre digitale Professionalität steigern können.

Fazit: Ein professioneller Auftritt schafft Vertrauen

Ein souveräner Umgang mit Sicherheitsanforderungen ist heute ein ebenso starkes Qualitätssignal wie eine pünktliche Lieferung oder ein freundlicher Service. Es zeigt Ihrem Kunden, dass Sie ein Partner auf Augenhöhe sind, dem man vertrauen kann – nicht nur bei der eigentlichen Dienstleistung, sondern auch beim Schutz der anvertrauten Informationen. Die Zeit, die Sie in das Verständnis und die Umsetzung dieser Basismaßnahmen investieren, ist eine direkte Investition in die Sicherung Ihrer wertvollsten Kundenbeziehungen.

Haben Sie schon einmal einen solchen Sicherheitsfragebogen erhalten? Was war Ihre größte Herausforderung dabei? Tauschen Sie Ihre Erfahrungen gerne in den Kommentaren!

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