Der Widerrufsbutton kommt 2026: Ihr Praxis-Leitfaden
Ab dem 19. Juni 2026 wird eine neue Regelung für alle Online-Anbieter in Deutschland zur Pflicht: der Widerrufsbutton. Viele Solopreneur*innen und Inhaber von Kleinstunternehmen hoffen noch, dass dieser Kelch an ihnen vorübergeht. Doch die Wahrheit ist: Diese Pflicht gilt für alle, vom Großkonzern bis zum Ein-Personen-Shop.
Die gute Nachricht ist: Sie müssen jetzt keine Panik bekommen oder einen Anwalt konsultieren. Denn im Kern ist dies keine unlösbare juristische Hürde, sondern eine klar definierte technische Aufgabe. Dieser Beitrag ist Ihr „Dolmetscher“. Wir übersetzen die Anforderungen in eine verständliche Checkliste und zeigen Ihnen, wie Sie sich souverän auf die neue Regelung vorbereiten.
Claudia, die Online-Shop-Betreiberin, und die neue Pflicht
Claudia verkauft erfolgreich handgemachte Keramik über ihren eigenen kleinen WooCommerce-Shop. Als sie von der neuen Button-Pflicht liest, ist sie sofort beunruhigt. „Noch eine technische Vorschrift? Muss ich jetzt meine ganze Website umbauen lassen? Was, wenn ich einen Fehler mache und eine teure Abmahnung bekomme?“ Claudias Sorgen sind typisch und absolut berechtigt.
Keine Panik: Das Prinzip kennen Sie bereits
Bevor wir in die Details eintauchen, atmen wir einmal tief durch. Die Idee hinter dem Widerrufsbutton ist nicht völlig neu. Sie ist die logische Fortsetzung eines Prinzips, das Sie wahrscheinlich schon kennen: dem Kündigungsbutton für Abo-Verträge, der seit 2022 Pflicht ist.
Die Philosophie des Gesetzgebers ist in beiden Fällen identisch: Die Beendigung eines Vertrages (sei es durch Kündigung oder Widerruf) muss für Ihre Kundinnen und Kunden genauso einfach und unkompliziert sein wie der Vertragsabschluss selbst. Wenn Sie dieses Prinzip verstehen, haben Sie bereits die halbe Miete.
Die vier Bausteine des Widerrufsbuttons: Eine technische Übersetzung
Die rechtlichen Anforderungen aus dem neuen § 356a BGB klingen kompliziert. Wir brechen sie für Sie in vier konkrete, technische Bausteine herunter. Betrachten Sie dies als Ihre Bauanleitung.
1. Die Platzierung: Ständig sichtbar und leicht erreichbar
Die Vorschrift verlangt, dass die Widerrufsfunktion „ohne Weiteres zu finden und […] durchgehend verfügbar“ ist.
- Was das praktisch bedeutet: Der Button oder Link muss von jeder Seite Ihres Shops aus erreichbar sein. Die beste und gängigste Praxis wird es sein, ihn im Footer (der Fußzeile) Ihrer Website zu platzieren, ähnlich wie das Impressum oder die Datenschutzseite.
- Worauf Sie achten müssen: Er darf nicht im Kleingedruckten untergehen. Eine „hervorgehobene Platzierung“, zum Beispiel durch eine andere Farbe oder einen klaren Rahmen, ist erforderlich, um ihn von anderen Links abzugrenzen.
2. Der Wortlaut: Keine kreativen Experimente
Das Gesetz macht sehr genaue Vorgaben zur Beschriftung, um Missverständnisse zu vermeiden. Hier gibt es keinen Spielraum für kreatives Marketing.
- Was das praktisch bedeutet: Der erste Button oder Link, der den Prozess einleitet, muss die Beschriftung „Vertrag widerrufen“ tragen. Der finale Bestätigungsbutton am Ende des Prozesses muss mit „Widerruf bestätigen“ beschriftet sein.
- Worauf Sie achten müssen: Jede Abweichung von diesem exakten Wortlaut ist ein potenzielles Risiko für Abmahnungen. Halten Sie sich strikt an die Vorgabe.
3. Der Prozess: Die zweistufige Bestätigung
Ein einfacher Klick genügt nicht. Der Prozess muss sicherstellen, dass ein Widerruf nicht versehentlich ausgelöst wird.
- Was das praktisch bedeutet: Nach dem Klick auf „Vertrag widerrufen“ muss die Kundin oder der Kunde auf eine Seite gelangen, auf der sie oder er die notwendigen Daten zur Identifizierung des Vertrags eingeben oder bestätigen kann (z.B. Name, Bestelldatum, Bestellnummer). Erst danach wird der Widerruf durch den Klick auf „Widerruf bestätigen“ final ausgelöst.
- Worauf Sie achten müssen: Der Prozess darf keine neuen Hürden aufbauen. Ein Login darf keine Voraussetzung sein, es sei denn, der Vertragsabschluss selbst erforderte zwingend einen Login.
4. Die Automatisierung: Die unverzügliche Eingangsbestätigung
Sobald der Widerruf ausgelöst wurde, haben Sie als Unternehmer eine letzte Pflicht in diesem Prozess.
- Was das praktisch bedeutet: Sie müssen Ihrer Kundin oder Ihrem Kunden unverzüglich eine Bestätigung über den Eingang des Widerrufs per E-Mail zusenden. Dieser Prozess muss automatisiert sein, um Fehler und Verzögerungen zu vermeiden.
- Worauf Sie achten müssen: Diese E-Mail bestätigt nur den Eingang, nicht die rechtliche Wirksamkeit des Widerrufs. Formulierungen wie „Wir bestätigen den Eingang Ihres Widerrufs und werden diesen nun prüfen“ sind sicherer als „Ihr Widerruf wurde bestätigt“.
Die Lösung liegt in der Technik, nicht im Gesetzbuch
Wenn Claudia diese vier Bausteine liest, fühlt sie sich schon etwas sicherer. Sie erkennt, dass es sich um eine klare Abfolge technischer Schritte handelt. Und die beste Nachricht ist: Sie wird das Rad nicht neu erfinden müssen.
Genau wie beim Kündigungsbutton werden die Anbieter von Shopsystemen und spezialisierten Plugins (wie z.B. Germanized für WooCommerce) rechtzeitig Updates bereitstellen, die diese Funktion integrieren. Ihre Hauptaufgabe wird es sein, das richtige Update einzuspielen und die Konfiguration einmal sauber zu überprüfen.
Fazit: Vom Pflichtprogramm zur professionellen Visitenkarte
Der Widerrufsbutton ist eine unumgängliche Pflicht, aber er ist kein Grund zur Sorge. Betrachten Sie ihn nicht als bürokratische Last, sondern als das, was er auch ist: ein Zeichen von Professionalität und Fairness gegenüber Ihren Kundinnen und Kunden. Ein transparenter und einfacher Widerrufsprozess schafft Vertrauen und ist eine moderne Visitenkarte für jeden seriösen Online-Shop.
Beginnen Sie schon jetzt, sich mit dem Thema vertraut zu machen. Prüfen Sie, ob Ihr Shopsystem-Anbieter oder Ihre Plugin-Entwickler bereits Informationen dazu bereitstellen. So erleben Sie 2026 keine böse Überraschung.
Haben Sie Fragen zu diesem Thema oder sind Sie unsicher, wie das Ihren Shop betrifft? Teilen Sie Ihre Gedanken gerne in den Kommentaren!
Sie möchten sicherstellen, dass Ihre technische Lösung für den Widerrufsbutton 2026 abmahnsicher ist? Im Rahmen unseres Club-Angebots agieren wir als Ihr technischer Lotse. Wir helfen Ihnen, die richtige Lösung für Ihr System zu finden, begleiten Sie bei der Einrichtung und stellen sicher, dass alles korrekt umgesetzt ist. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und gehen Sie die neue Pflicht souverän an.
Dieser Beitrag ist keine Rechtsberatung. Für den Einzelfall konsultieren Sie bitte immer die entsprechenden Fachleute.
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